Wenn Wasser kommt und geht

Dipl.-Ing. Johann Reisner ist als Zivilingenieur für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft sowie Sachverständiger im Abwasserbereich Experte für Leistungen, die in unserem Alltag so selbstverständlich sind, dass wir kaum darüber nachdenken.

Dabei ist es Fachleuten wie ihm zu verdanken, wenn Wasser gesichert aus der Leitung fließt, um dann als geklärtes Abwasser wieder in der Natur zu verschwinden.


Wer bauen will, braucht Wasser und Abwasser. Das trifft den einzelnen Häuslbauer ebenso wie Siedlungsbauten, einzelne Unternehmen ebenso wie ganze Gewerbezentren, Kraftwerke und Gemeinden. Wo und wie diese Leitungen und Kanäle sinnvollerweise verlaufen sollen, welche Dimensionierungen — zukünftige Weiterentwicklungen vorsorglich mitdenkend — einzuplanen sind: Diese Fragen beantworten Zivilingenieure für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, wie Dipl. -Ing. Johann Reisner, zuhause im OT Judendorf-Straßengel, einer ist. Nach seinem Studium an der Universität für Bodenkultur in Wien sammelte der gebürtige Mattersburger erst in verschiedenen Planungsbüros Erfahrung, ehe er sich 1991 selbstständig machte und elf Jahre später mit Büro und Familie in unsere Gemeinde übersiedelte.

Wie er erzählt, haben sich im Laufe der Jahrzehnte die Herausforderungen in seinem Beruf durchaus verändert: Durch die immer dichtere Verbauung, aber auch durch die Zunahme an Starkregenereignissen in den letzten Jahren kommt — auch auf Druck der Behörden — den Oberflächenwässern eine immer stärkere Bedeutung zu. War es früher noch üblich, dass man das Regenwasser vom eigenen Dach und Asphaltboden einfach in die nächstgelegene Wiese leitete, gilt heute die Rechtslage, dass man die schadlose Verbringung der eigenen Oberflächenwässer (z.B. Versickerung auf eigenem Grund, Rückhalt und Ableitung in Vorfluter oder Kanalisation etc.) nachweisen muss. Damit müssen auch private Bauherren immer öfter die Dienste des Zivilingenieurs in Anspruch nehmen, um entsprechende Konzepte erstellen zu lassen.

Bei größeren Siedlungen stellt sich auch die Frage, wie man mit den Abwässern sinnvoll umgeht: Sind zentrale Kläranlagen für ganze Gemeinden sinnvoller oder doch eher dezentrale Einheiten? Auch hier ist der Zivilingenieur gefragt, um Pläne, Varianten und Kostenrechnungen mit Hand und Fuß vorzulegen. Und nicht zuletzt geht es um die Aufwandskalkulationen ganzer Gemeinden: Immerhin sind Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zentrale Aufgaben der Kommunalverwaltungen in Kooperation mit Wassergenossenschaften und Abwasserverbänden mit direkten Auswirkungen auf die von allen zu berappenden Gebühren. Denn hier ist die (Landes-)Gesetzeslage eindeutig: Die entsprechenden Gebühren müssen so hoch sein, dass der laufende Versorgungsaufwand ebenso gedeckt ist wie die Kosten für regelmäßige Sanierungen. Nebstbei: Die Einnahmen aus diesen Gebühren müssen kostendeckend sein. Entsprechende Einnahmen für andere Projekte zu verwenden ist hingegen von Gesetzes wegen nicht gestattet. Und wie Dipl.-Ing. Reisner, der über entsprechende Vergleichsmöglichkeiten verfügt, anmerkt: „In unserer Gemeinde ist der Wasserpreis sehr günstig.“

Wie es um die Qualität unseres Trinkwassers grundsätzlich bestimmt ist, wollten wir vom Experten abschließend noch wissen: „Eines sollte man immer bedenken“. meint er: „Bei uns ist es immer noch so, dass frisches Trinkwasser einmal verwendet und dann als Abwasser in die Natur rückgeführt wird. Das ist ein seltener Glücksfall. Denn in deutschen Großstädten wird das gleiche Wasser bis zu zehnmal aufbereitet und als Trinkwasser wiederverwendet.“

Zeitungsartikel aus „Impuls“ Ausgabe 4, November 2018