Aus „Kulturtechnik und Wasserwirtschaft“ wird „Umweltingenieurswissenschaften“

Culturtechnik

Seit 1883 gibt es das Studium der Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, oder vielmehr „Culturtechnik“, wie es damals hieß. Seither ist viel passiert, vieles änderte sich und in der Wahrnehmung der meisten Menschen handelt es sich bei „Kulturtechniken“ um Dinge wie Lesen und Schreiben.

Die Kulturtechniker*innen an der BOKU und jene, die sie bereits als Absolvent*innen verlassen haben, sehen das naturgemäß anders. Sie wissen, dass der Begriff daher kommt, dass man Technik einsetzt, um Land zu kultivieren, also für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Genau das war die Intention, als das k.k. Landwirtschaftsministerium diese Ausbildung in Auftrag gab.

Ressorcen nachhaltig nutzen

Über die Jahrzehnte haben sich die Forschung und damit auch das Studium zu einer technisch anspruchsvollen Kombination aus unterschiedlichen umweltrelevanten Ingenieurwissenschaften entwickelt, das einen wesentlichen Teil des Zivilingenieurwesens ausmacht. Im Studium finden entsprechend dem Drei-Säulen-Prinzip der BOKU-Studien selbstverständlich auch die naturwissenschaftlichen Grundlagen ihren Platz, ebenso wie wirtschaftliche und juristische Aspekte. Das Studium verfolgt das Ziel, die effziente Nutzung der natürlichen Ressourcen durch den Menschen zu ermöglichen.

Vielfältige Fachgebiete

Aufgrund der Vielfalt der Fachgebiete die in diesem Studium behandelt und im Begriff „Kulturtechnik“ leider nicht allgemeinverständlich subsummiert werden hat sich die BOKU dazu entschlossen, ab dem Wintersemester 2021, die Bezeichnung „Umweltingenieurwissenschaften“ zu wählen, die den Zielen und Inhalten des Studiums auch abseits der „Eingeweihten“ auf verständliche Weise gerecht wird.

Diese Entscheidung war nicht leicht, aber notwendig: bereits vor zehn Jahren betitelten Studierende eine Beschreibung ihres Studiums für interessierte Schüler*innen mit „KTWWas?“, im Bewusstsein dass dies vielen, auch technikinteressierten Jugendlichen kein Begriff war.

Der Studienplan fasst die Fachinhalte in drei große Blöcke zusammen:

Wasser und Boden

Im Bereich des Wassers und des Bodens erwerben Studierende grundlegende Kenntnisse aus der Hydrologie, der Wasserwirtschaftlichen Planung, des Konstruktiven Wasserbaus, des Flussgebietsmanagements, der Landeskulturellen Wasser- und Bodenwasserwirtschaft, der Siedlungswasserwirtschaft und des Gewässerschutzes, der Hydrobiologie und der Gewässerökologie sowie der Abfallwirtschaft.

Bautechnik

Im Bereich der Bautechnik erlernen sie die Grundlagen der Mechanik, der Baumaterialien und des Bodens, der Geotechnik und des Konstruktiven ingenieurbaus.

Landmanagement

In den Bereichen des Landmanagements, des Verkehrswesens und des Geodatenmanagements lernen sie Instrumente zur Erfassung und Dokumentation von Naturräumen, zur umweltfreundlichen Entwicklung der Landnutzung sowie zur Infrastrukturplanung zukunftsorientiert anzuwenden.

Praxisnahe

Die Verknüpfung dieser Grundlagen mit der BOKU-Expertise in Umweltfragen, dem respektvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und der Bedeutung des menschlichen Faktors, die alle BOKU-Studien auszeichnet, macht die zukünftigen Umweltingenieurwissenschaftler*innen ebenso unentbehrlich wie die aktuellen Kulturtechniker*innen.

Quelle: Artikel „Aus KTWW wird“Umweltingenieurswisschenschaften“ von Hanni Schophauser im BOKU Magazin 1/2021