Überflutung durch betonierte Freifläche?

Vorgeschichte

…. Südlich des (überdachten) Carports in der nordöstlichen Ecke des Grundstückes befindet sich eine etwas tieferliegende (nicht überdachte) betonierte Freifläche. Von den klagenden Parteien wird nun behauptet, dass bei stärkeren Regenfällen es zu einer Ableitung von Oberflächenwässer von der Freifläche zu ihrer Liegenschaft komme.

Auftrag

Es mußte ein Gerichtsgutachten zu folgenden Fragen erstellt werden:

  • Ist durch die Betonfläche eine Änderung der natürlichen Gegebenheiten eingetreten, wodurch Immissionen auf das Nachbargrundstück erst bewirkt oder verstärkt wurden?
  • Wenn ja: Sind die Auswirkungen dieser Immissionen geringfügig, sodass diese Folgen kein Vernünftiger als nennenswerten Nachteil ansähen würde?

Auszug aus dem Befund zur Ermittlung Oberflächenabluss

Für die Berechnung des Oberflächenabflusses sind der Bemessungsniederschlag des Entwässerungsortes und die abflusswirksame Fläche maßgeblich.

Der Bemessungsniederschlag ergibt sich aus der gewählten Jährlichkeit (Wiederkehrzeit T) und der Niederschlagsdauer (Dauerstufe D).

Vom Hydrografischen Zentralbüro wurden Tabellen zu Bemessungsniederschlägen veröffentlicht, die auch im Internet unter http://ehyd.gv.at abrufbar sind. Darin werden Niederschlagshöhen für Gitterpunkte im 6‐km‐Raster angegeben. Die Tabellen umfassen Dauerstufen von 5 Minuten bis zu 6 Tagen und Jährlichkeiten von 1 bis 100 Jahren.

Für die gegenständliche Fläche ist der Gitterpunkt vxyz maßgeblich, da er der nächstliegende Gitterpunkt ist.

Gemäß ÖNORM B 2506‐1:2013 ist ein 5‐jährliches Regenereignis den Berechnungen zugrunde zu legen, wenn eine Überflutung erwartungsgemäß nur zu einer geringen Beeinträchtigung führt.

Als Wiederkehrzeit T (Jährlichkeit) wurde daher 5 gewählt.

Tabelle 1: Maßgebende kürzeste Regendauer in Abhängigkeit der mittleren Geländeneigung und des
Befestigungsgrades gem. DWA‐A 118, Tab. 4

Für die Freifläche mit einer mittleren Geländeneigung von 2 % ist die kürzeste Regendauer mit 10 min anzusetzen. Für die ursprüngliche Wiesenfläche mit einer mittleren Geländeneigung von 5 % und einer Befestigung unter 50 % ist die kürzeste Regendauer ebenfalls mit 10 min anzusetzen.

Aus den gewählten Werten für die Jährlichkeit (T = 5), die Dauerstufe (D = 10 min) und dem Gitterpunkt ergibt sich eine Niederschlagshöhe von 21 mm bzw. 350 l/s*ha.

Die abflusswirksame Entwässerungsfläche ergibt sich aus der Multiplikation der Horizontalprojektion einer Fläche An mit dem Abflussbeiwert an. Der Abflussbeiwert an hängt ab von Anteil und Art der befestigten und unbefestigten Flächen, Geländeneigung und Regenstärke und ‐dauer.

Tabelle 2: Abflussbeiwerte an gem. ÖNORM B 2506‐1:2013, Tab. 1

In Anlehnung an die Tabelle 2 wird für die Freifläche an = 1 angenommen. Für die ursprüngliche Wiesenfläche mit einer Neigung von rd. 5 % wird an = 0,3 gewählt.